Gibt es Bienen in Australien?
Allseits bekannt sind Bienen faszinierende und sehr aktive Lebewesen, ohne die Menschen und Natur nicht funktionieren können. Bienen sind auf sechs der sieben Kontinente verbreitet, davon ausgenommen ist die Antarktis im südlichen Polargebiet. Dort liegen die Wintertemperaturen durchschnittlich zwischen -60 °C und -70 °C. In Australien leben dagegen mehr als 1.500 heimische Bienenarten, die sich an die ungewöhnlichen Umweltbedingungen angepasst haben.
Diese australischen Bienen unterscheiden sich von den anderen Bienenarten auf der Welt. Insbesondere durch die Farben und Formen des Bienenkörpers, welcher von schwarz über metallisch grün bis hin zu schwarz mit blauen Tupfern reicht. Meistens sehen die heimischen Bienen zum Beispiel dick und flauschig aus oder besitzen glatte und glänzende Merkmale. Zudem leben die meisten der Bienen in Australien sozial und bilden Staaten, um den Nachwuchs in Erd- oder Baumhöhlen zu versorgen. Zu den in Australien lebenden Bienenarten gehören unter anderem folgende:
Blaugebänderte Pelzbiene (Amegilla cingulata)
Bezeichnung
Im Jahr 1775 charakterisierte der dänische Entomologe Johann Christian Fabricius erstmals die Amegilla cingulata. Die zusätzliche Bezeichnung cingulata ist auf das lateinische Wort cingulum („Gürtel“) zurückzuführen und verweist auf die Bänderung auf den Bienenkörper.
Merkmale
Die Farben der Blaugebänderten Pelzbiene sind sehr auffällig. Goldene Härchen verhüllen Kopf und Brustkorb. Der Hinterleib hingegen ist schwarz, mit blassblauen Bändern. Diese spezifischen Bänder können das Geschlecht der Wildbienen bestimmen. Fünf Bänder sind bei männlichen Artgenossen zu finden und vier Bänder bei den Arbeiterinnen. Außerdem sehen die Bänder der Männchen etwas blasser aus. Generell erreicht die Blaugebänderten Pelzbiene eine Größe von etwa zehn bis zwölf mm. Die Weibchen können etwas größer als die Männchen werden.
Lebensraum
Diese Wildbiene ist in Australien beheimatet und besiedelt insbesondere tropische und subtropische Regionen. Sie lebt unter anderem in städtischen Gebieten, Wäldern und Heideflächen.
Nahrung
Nektar von verschiedenen Blüten dient als Nahrung der Blaugebänderten Pelzbiene, wobei sie den Nektar aus blauen Blüten bevorzugen. So werden zum Beispiel Silbereiche (Grevillea robusta) und Lavendelarten angeflogen. Zu den Pflanzen ohne blaue Blüten gehören beispielsweise Salbeiblüten, Tomaten- und Auberginenblüten oder die Blüten einiger Eisenkrautgewächse.
Lebensweise
Von Natur aus verhält sich die Blaugebänderte Pelzbiene weniger aggressiv und fliegt durch ihre besondere Flugart schneller als andere Artgenossen. Die Weibchen der Solitärbienen besiedeln einzelne Höhlen im Boden oder in weichem Stein. Sie bauen ihre Nester überwiegend in ausgetrockneten Flussufern, alten Lehmhäusern und Mörtel zwischen Ziegelsteinen.
Besonderheit
Diese einzigartige Bienenart erfüllt eine bedeutsame Aufgabe in der Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion in Australien. Derzeit beschäftigen sich Forscher damit, wie die blaugebänderte Pelzbiene durch ihre markante Vibrationsbestäubung einen Vorteil für die Landwirtschaft schaffen kann. Mit den Flügelschlägen erzeugen sie Frequenzen, um die Pollen aus den Staubbeuteln herausschütteln und andere Pflanzen zu bestäuben. Andere Bienen arbeiten nicht mit dieser Bestäubungsart und gelangen somit kaum an solche Pollen, wie bei den Tomatenblüten.
Feinde
Die Blaugebänderte Pelzbiene besitzt einige Feinde in Australien. Dazu zählen die Aga-Kröte, Frösche und Vögel oder Fleckenbienen, die die Nester parasitieren. Ebenso stellen die Menschen eine Bedrohung dar, da sie die Flussufer räumen und somit die Nistplätze zerstören.
Dawson-Biene (Amegilla dawsoni)
Bezeichnung
Amegilla dawsoni oder auch als Dawson’s grabende Biene und Dawson-Grabbiene bekannt, gehört zur Gattung Amegilla, die in 11 Untergattungen kategorisiert werden kann und insgesamt über 250 Arten umfasst.
Merkmale
Als eine der größten australischen Bienenarten haben die Dawson-Grabbienen dunkel erscheinende Flügel und dicht behaarte Körper. Eine Ausnahme bilden die unteren Gesichtspartien, die hervorstehen und meist unbehaart sind. Das Männchen hat einen braunen Pelz, während die Weibchen braun-weiß behaart sind. Sie ähneln in Größe und Färbung der Holzbiene (Xylocopa). Dawson-Grabbienen können bis zu 23 mm lang werden und eine Flügelspannweite von 45 mm erreichen.
Lebensraum
In der Tat bewohnt die Amegilla dawsoni nur Australien und ist in den Trockengebieten der westlichen Kontinentalseite weit verbreitet. Die Ausgänge der Paarungs- und Nistgebiete im Norden und Süden sind etwa 700 Kilometer voneinander entfernt.
Nahrung
Bei der Nahrungssuche nutzen die weiblichen Bienen ihren langen Saugrüssel, den sie problemlos in die Blüten einführen können. Als Nahrungsquellen dienen die Hauptpflanzengattungen Kassia, Eremophila, Nachtschatten und Trichodesma.
Lebensweise
Die Flugzeit reicht meist von den späten Wintermonaten bis zum Frühjahr. Obwohl die Nester größtenteils unweit voneinander entfernt liegen, lebt die Dawson’s grabende Biene als Einzelgänger. Besonders ist zu beachten, dass diese Bienen sich univoltin (einbrütig) verhalten, sie erzeugen also nur eine Brut pro Brutsaison. Im Vorjahr legen sie ihre Eier ab, damit die Larven bis zum nächsten Winter schlüpfen können. Hierbei krabbeln die Männchen vor den Weibchen aus den Nestern. Dabei verläuft das Schlüpfen der Männchen sehr lange und es vergehen mehrere Wochen in der neuen Flugsaison.
Besonderheit
Bemerkenswert ist die Brutversorgung der männlichen Nachkommen, die die weiblichen Bienen durchführen. Das heißt, die Arbeiterinnen steuern die Größe der männlichen Brut und entscheiden darüber, ob der Nachwuchs sich groß (major) oder klein (minor) entwickeln soll. Für die großen Bienen investieren die Weibchen mehr in die Nahrung und Zellgröße. Die meisten Ressourcen bestehen am Anfang der Flugsaison. Endet die Saison schrittweise, werden die Ressourcen knapp und die Suche nach Nahrung nimmt mehr Zeit in Anspruch. Daraufhin produzieren die Weibchen fast ausschließlich kleinere Männchen.
Feinde
Die kleptoparasiten Miltogramma rectangleis oder auch als Miltogrammine-Fliege bekannt, sind Parasiten und dringen in die Nester der Dawson-Bienen ein. In den Brutzellen ernähren sie sich von den Vorräten der Bienenbrut und legen ihre parasitären Larven in der Nähe der Brut der Dawson-Biene ab. Aber auch durch Schädlingsbekämpfungsmittel oder den Klimawandel sind die Bienen gefährdet.
Getarnte Biene (Hylaeus lactiferus)
Bezeichnung
Die getarnte Biene, auch als Hylaeus lactiferus oder Pharohylaeus lactiferus bezeichnet, gilt als eine seltene Biene und ein besonderes Beispiel für ein Lazarus-Taxon. Denn die seltene Biene wurde zwischen 1923 und ihrer Wiederentdeckung im Jahr 2008 nicht öffentlich aufgezeichnet. Sie gehört der Art der Maskenbienen (oder Gipsbienen), der Gattung Hyläos und der Familie Colletidae an.
Merkmale
Die Hylaeus lactiferus hat mit einer Länge von 9 bis 11 mm einen relativ großen und kräftigen Körperbau, der überwiegend schwarz und relativ haarlos ist. Ein besonderes Merkmal sind die auffälligen weißen Markierungen auf dem Gesicht und auf der Brust.
Lebensraum
Bisher dokumentieren alle Sichtungen und Forschungen der getarnten Biene, dass sie aus subtropischen und tropischen Wäldern im Nordosten Australiens stammen. In Atherton, Tablelands, Mackay und Kuranda gab es die ersten Entdeckungen der seltenen Bienenart. Allerdings sind diese Standorte eher als „ungenau“ markiert.
Nahrung
Über die Ernährung der Pharohylaeus Lactiferus gibt es kaum Informationen. Wie der Großteil der anderen Bienenarten kann sie sich von Nektar ernähren. Ob es sich dabei um spezielle Pflanzen oder Vorgehensweisen handelt, ist unbekannt.
Lebensweise
Diese Bienenart lebt endemisch in Australien. Das bedeutet, sie kommen lediglich in einem eng umgrenzten Gebiet oder in einer bestimmten Region vor. Ansonsten stehen keine weiteren Informationen über ihre Lebensweise zur Verfügung.
Besonderheit
Die Bienenart wurde erstmals im Jahr 1910 vom Entomologe und systematischen Biologe Theodore Dru Alison Cockerell entdeckt. Im Jahr 1913 kamen Forscher zum Entschluss, dass diese Bienenart ausgestorben ist, da es seit der Beschreibung von sechs Exemplaren von Pharohylaeus lactiferus keine anderen Sichtungen gab. Der Entomologe und Doktorand an der australischen Flinders University James Borey entdeckte dann nach fast über 100 Jahren im Jahr 2021 die Getarnte Biene.
Feinde
Die Flinders University fand durch eine Studie heraus, dass die australische Wildbiene mit Lebensraumverlust, Waldfragmentierung, Bränden und Klimawandel zu kämpfen hat. Zudem bestäubt die Pharohylaeus lactiferus nur zwei Pflanzenarten: den Feuerradbaum (Stenocarpus sinuatus) und die australische Flammenbaumpflanze (Brachychiton acerifolius). Das liegt vor allem an der umfassenden Blütenspezialisierung.
Fazit: Die Bienenarten in Australien kennzeichnen sich durch charakteristische Merkmale, die vorwiegend auf diesem Kontinent zu finden sind. Über einige Wildbienen existieren kaum Informationen, denn manche kommen sehr selten vor oder wurden erst vor kurzem wieder entdeckt. In Australien gibt es noch weitere Bienenarten, wie die Stachellosen Bienen oder Ligust-Bienen, die ebenso einzigartige Eigenschaften besitzen.
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