Honigschleuder – Welche gibt es und wie funktionieren sie?
Die Honigschleuder unterstützt den Imker bei der Honiggewinnung. Denn ohne diese ist die Gewinnung des Honigs mit großem Aufwand verbunden. Bei der Auswahl der Honigschleuder sollte darauf geachtet werden, dass diese zu den individuellen Bedürfnissen des Imkers passt.
Um bei der Auswahl einer geeigneten Honigschleuder zu unterstützen, wird in diesem Beitrag erklärt, wie eine Honigschleuder funktioniert und welche Arten von Honigschleudern es gibt. Für alle Neugierigen wird zudem der geschichtliche Aspekt der Honigschleuder aufgezeigt.
Aufbau der Honigschleuder
Die klassische Honigschleuder setzt sich aus einem zylinderförmigen Edelstahlkörper, der mit Drehachse und Antrieb verbunden ist, einem Auslaufhahn mit Sieb und einem Deckel zusammen. Im Inneren des Edelstahlkörpers befindet sich ein Schleuderkorb, um die einzelnen Wabenrähmchen zu platzieren.
Die Entfernung zwischen den Waben und der Drehachse der Honigschleuder ist entscheidend für das Drehmoment und die Effizienz des Geräts. Je schneller sich die Schleuder dreht, desto effektiver löst sich der Honig aus den Zellen. Dennoch ist Vorsicht bei der Arbeit mit der Honigschleuder geboten. So dürfen beim Schleudern die Wachszellen durch die Zentrifugalkraft nicht zerstört werden. Deshalb gilt bei einem 70 cm Durchmesser der Honigschleuder eine Drehzahl von ungefähr 100 als ausreichend.
Funktionsweise der Honigschleuder
Die Bienen befüllen die Rähmchen entweder ausschließlich mit Honig oder verwenden diese als Brutstätte. So droht keine Gefahr, die Brut durch das Ausschleudern des Honigs zu zerstören.
Für den Schleudervorgang werden die entdeckelten Waben in die Wabenkörbe gesetzt und mittels Antrieb gedreht. Der Antrieb kann manuell oder motorisiert erfolgen. Durch die wirkende Zentrifugalkraft spritzt dabei der Honig aus den Waben an die Innenwand des Zylinders und läuft daran herab. Der Honig kann dann aus dem Auslaufhahn über das Sieb aufgefangen werden.
Die Funktionsweise der Schleuder basiert auf dem Prinzip der Fliehkraft. Das heißt, die Waben werden durch Drehung in Bewegung gebracht und die wirkenden Kräfte sorgen für das Herausfließen des Honigs. Die Schleuder wird durch die Drehachse, manuell durch eine am Deckel befestigte Handkurbel oder durch einen kleinen Elektromotor angetrieben.
Der Raum, in dem sich die Schleuder befindet, sollte eine Mindesttemperatur von 25 °C aufweisen. Zudem sollten die Rähmchen zeitnah nach der Entnahme geschleudert werden, um noch die natürliche Stockwärme zu nutzen. Die hohen Temperaturen führen dazu, dass der Honig noch flüssig ist und dieser sich so leichter aus den Waben schleudern lässt. Beim ordnungsgemäßen Imkern sollte die Schleudertemperatur jedoch nicht höher als die Bienenstocktemperatur sein. Ist die Schleudertemperatur höher als die im Bienenstock, kann das dazu führen, dass das Wachs aufweicht, wodurch das Schleudern erschwert wird.
Arten der Honigschleudern
Bei der Honigschleuder wird zwischen drei Haupttypen unterschieden:
- der Tangentialschleuder
- der Radialschleuder
- der Selbstwendeschleuder
In der Radialschleuder kann der Honig beim Schleudern sowohl aus der Vorder- als auch aus der Rückseite fließen. Denn die Rähmchen sind Seite an Seite kreisförmig bzw. wie Strahlen vom Mittelpunkt der Drehachse bis zum Zylindermantel angeordnet. Damit entfällt der Vorgang des Umdrehens der Rähmchen. In Abhängigkeit von der Größe können in dieser Schleuder vier bis 24 Waben gleichzeitig geschleudert werden. Da beim Schleudergang der Honig aus Vorder- und Rückseite der Wabe rinnt, können die Waben doppelt so schnell und effizient geschleudert werden.
Dennoch sollte bei der Radialschleuder zu Beginn mit niedrigen Schleuderzahlen geschleudert werden, bis ein Großteil des Honigs aus den Waben herausgeschleudert wurde. Dadurch kann verhindert werden, dass sich die Waben durch ihr eigenes Gewicht zerdrücken. Um den Resthonig aus den Waben zu schleudern, kann die Geschwindigkeit erhöht werden.
In der Tangentialschleuder sind die Waben tangential angeordnet. Das heißt, eine Seite der Wabe zeigt dabei zur Kesselwand. Aufgrund der Zentrifugalkraft wird nur die außen liegende Seite der Wabe vom Honig befreit. Bei dieser Schleuder müssen die Waben zwischendurch umgedreht werden, damit sich der Honig sowohl aus der Vorder- als auch aus der Rückseite der Wabe löst.
Die Tangentialschleuder eignet sich durch ihren Aufbau auch für größere Rähmchen. Zudem kann der Honig durch diesen Aufbau leicht aus den Waben in den Zylinder fließen.
Bei der Selbstwendehonigschleuder handelt es sich um eine Schleuder, welche die beiden vorangegangenen Schleuderarten kombiniert. Die Rähmchen stehen zunächst vertikal wie in einer Radialschleuder. Die Körbe sind hierbei an einem drehbaren Flechtgestell montiert und mantelseitig schwenkbar. Das bedeutet, wenn die Schleuder nach rechts läuft, schwenken die Körbe nach links entgegen der Drehrichtung. Bei Änderung der Drehrichtung klappen die Körbe in die entgegengesetzte Richtung. Die Rähmchen bewegen sich also in einer tangentialen Anordnung.
Arbeitsschritte beim Honigschleudern
In Bienenbeuten werden Holzrahmen in einem Abstand von 5 mm eingehängt. Bei diesem Rahmen handelt es sich um die sogenannten Wabenrähmchen. Die Rähmchen besitzen eine Stärke von 3 cm und sind etwas größer als ein DIN A4-Blatt. Die Bienen nutzen die Rähmchen, um dort ihre Waben hineinzubauen.
Bevor der Honig geerntet werden kann, muss geprüft werden, ob dieser reif ist. Nach Honigverordnung ist dies der Fall, wenn der Wassergehalt unter 20% und nach Vorgaben des Deutschen Imkerbundes unter 18% liegt. Zudem verschließen Bienen die einzelnen Waben mit Bienenwachs, sobald der Honig reif ist. Sind mindestens zwei Drittel der Waben verschlossen, ist dies ein weiteres Kennzeichen dafür, dass der Honig reif ist. Zur Sicherheit kann der Imker den Wassergehalt mithilfe eines Honig-Refraktometers überprüfen. Denn sollte der Wassergehalt zu hoch sein, führt dies zur Verderblichkeit des Honigs. Wenn die reifen Rähmchen aus den Beuten entnommen werden, werden darauf zurückgebliebene Bienen vorsichtig vom Imker entfernt. Die Rähmchen werden dann in die Honigschleuder gehängt.
Bevor mit den Schleudern begonnen werden kann, müssen weiterhin die Rähmchen vom Bienenwachs mittels Entdeckelungswerkzeug vom Imker entdeckelt werden. Das Entdeckelungswerkzeug kann aus einer Entdeckelungsgabel und einem beheizbaren Entdeckelungsmesser bestehen. Alternativ kann vom Imker auch Heißluft verwendet werden, unter der sich das Wachs des Deckels zusammenzieht und den Honig freigibt. Nachdem die Entdeckelung erfolgt ist, können die Rähmchen in die Schleuder eingehängt werden. Hierbei sollte darauf geachtet werden, Rähmchen mit ungefähr gleichem Gewicht gegenüberzustellen, damit eine Unwucht vermieden wird.
Nach dem Einsetzen der Wabenrähmchen in die Körbe wird zunächst im niedrigsten Gang vorsichtig geschleudert. Danach wird in den höheren Gängen geschleudert. Je nach Art der Schleuder müssen die Waben zwischen den Schleudergängen gewendet werden, damit der Honig sowohl von der Vorder- als auch von der Rückseite aus der Wabe geschleudert wird. Der Honig gelangt dann in den Edelstahlzylinder und kann dann mithilfe des Hahns abgefüllt werden. Da der Honig zu diesem Zeitpunkt noch mit Wachsresten verunreinigt ist, wird er gesiebt. Der nun saubere Honig kann dann in Gläser abgefüllt werden. Die ausgeschleuderten Wabenrähmchen werden wieder in den Bienenstock eingesetzt.
Auf was sollte beim Kauf einer Honigschleuder geachtet werden?
- Die Schleuder sollte aus hochwertigem Edelstahl gefertigt sein
- Alle Teile sollten rostfrei sein
- Alle verbauten Teile sollten für die Verwendung von Lebensmitteln geeignet sein
- Die Größe des Schleuderkorbs sollte entsprechend der Größe der eigenen Wabenrähmchen sein
- Manueller Handbetrieb ist preisgünstiger, dennoch sollte ab einer bestimmten Anzahl an Waben auf Elektroantrieb gesetzt werden, da der manuelle Antrieb anstrengend werden kann
- Die Schleuder sollte standfest sein
- Die Schleuder sollte leicht zu reinigen sein
Entwicklung der Honigschleuder
Bevor es die Honigschleuder gab, wurde der Honig mithilfe von Wärme aus den Waben geholt. Hierfür gab es verschiedene Methoden. So wurden beispielsweise die Honigwaben über eine Schüssel in einem Korb in die Sonne gelegt und gewartet, bis dieser durch die Wärme flüssig wurde und in die Schüssel tropfte. Eine andere Möglichkeit der Honiggewinnung war das Erhitzen der Waben im warmen Wasser. Das dadurch geschmolzene Wachs setzte sich an der Oberfläche ab und konnte so abgeschöpft werden. Eine weitere Möglichkeit war das Einschmelzen der gesamten Wabe. Dabei wurden Wachs und Honig nachträglich voneinander getrennt.
Diese Vorgehensweisen haben allerdings den Nachteil, dass durch die hohen Temperaturen wertvolle Enzyme zerstört werden. Aus diesem Grund werden solche Verfahren in der heutigen Zeit kaum noch genutzt. Zusätzlich haben diese traditionellen Methoden zum Nachteil, dass der Bau der Waben zerstört wird.
Im 19. Jahrhundert wurde ein System entwickelt, bei dem die Bienen die Wachswaben an beweglichen Holzleisten bauten. Hierdurch konnten Imker einen Einblick in ein unversehrtes Bienennest gewinnen. Darauf aufbauend wurden die Wabenrähmchen konstruiert, welche die Grundlage für die Erfindung der Honigschleuder bilden.
Der in Wien geborene und später in Italien lebende Franz von Hruschka entwickelte 1865 die Honigschleuder. Hruschka entwickelte hierbei eine sich horizontal drehende Honigschleuder. Auf dieser Honigschleuder basieren die Funktionsweisen der heute existierenden Honigschleudern. Weiterhin bauen auf den Arbeiten von Hruschka weiterführende Arbeiten anderer Wissenschaftler auf. Diese haben sich beispielsweise mit dem Leben der Honigbiene sowie mit deren ökologischer und ökonomischer Bedeutung für unsere Gesellschaft auseinandergesetzt.
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