Überwinterung von Wildbienen

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Überwinterung von Wildbienen

Die Überwinterung von Wildbienen ist ein faszinierendes und zugleich komplexes Naturphänomen. Je nach Art haben die Tiere unterschiedliche Strategien entwickelt, um die kalte Jahreszeit zu überstehen.

 

Die meisten heimischen Wildbienenarten verbringen den Winter nicht als ausgewachsene Tiere, sondern als Nachkommen geschützt in ihren Brutzellen.
Einige Ausnahmen wie Hummelköniginnen, Holzbienen oder Keulhornbienen überdauern den Winter jedoch als adulte (erwachsene) Tiere in versteckten Quartieren.

Nahaufnahme einer Wildbiene

Lebenszyklus und Winterruhe

Von den rund 560 Wildbienenarten Mitteleuropas sind die meisten Solitärbienen und einjährig. Ihr Lebenszyklus beginnt im Frühjahr, wenn die Weibchen Eier in selbst angelegte Brutkammern legen. Diese befinden sich in der Erde, in Totholz, in Pflanzenstängeln oder in Mauerritzen.

 

Jede Brutzelle wird mit einem Vorrat an Pollen und Nektar versehen, der als Futter für die Larve dient. Im Sommer entwickeln sich die Larven, verzehren den Proviant und verpuppen sich. In diesem Stadium verharren sie bis zum nächsten Frühjahr in ihrer schützenden Kammer. Erst mit steigenden Temperaturen schlüpft die neue Generation und verlässt die Nistzelle, um den Lebenszyklus fortzuführen.

Strategien einzelner Arten im Winter

Einige Wildbienenarten haben besondere Überwinterungstechniken entwickelt:

 

Mauerbienen

Sie überwintern als ausgewachsenes Tier in ihrem Kokon. Dabei produzieren sie spezielle Substanzen, die wie ein „biologisches Frostschutzmittel“ wirken und das Einfrieren verhindern.

 

Hummeln
Hummeln stellen eine Ausnahme dar: Nach dem Ende des Sommer-Volkes sterben alle Tiere – bis auf die begatteten Jungköniginnen. Diese graben sich in die Erde ein, oft in verlassene Mäusenester, und überstehen dort mit Fettreserven und körpereigenem Frostschutz den Winter. Nur etwa eine von zehn Königinnen überlebt bis zum Frühling und gründet dann ein neues Volk.

 

Holzbienen
Diese auffälligen, großen Wildbienen überwintern als ausgewachsene Tiere in Baumhöhlen oder Mauerritzen – häufig sogar Männchen und Weibchen gemeinsam.

 

Keulhornbienen
Sie nutzen Hohlräume in Pflanzenstängeln, beispielsweise von Brombeere oder Holunder. Bemerkenswert: Beide Geschlechter überwintern eng beieinander in denselben Quartieren.

 

Furchenbienen
Die Nachkommen der Furchenbiene verpuppen sich im Spätsommer in ihren unterirdischen Brutzellen. Dort überwintern sie und schlüpfen im Frühjahr als adulte Bienen.

Natürliche Herausforderungen

Die Überwinterung stellt für Wildbienen eine äußerst kritische Phase dar. Starke Temperaturwechsel, Frost-Tau-Zyklen, Überschwemmungen oder das wiederholte Auftauen und Gefrieren des Bodens können ihre Überlebenschancen erheblich reduzieren. Hinzu kommen natürliche Feinde wie Vögel oder Igel, die Nester aufspüren und plündern. Deshalb ist die Überlebensrate vieler Arten sehr gering: Nur etwa 25 bis 30 Prozent der Nachkommen schaffen es ins nächste Jahr, bei Hummeln überlebt sogar nur rund jede zehnte Königin.

Unterstützung durch den Menschen

Mit einfachen Maßnahmen können wir dazu beitragen, dass mehr Wildbienen den Winter überstehen:

 

  • Naturbelassene Strukturen stehen lassen: Abgestorbene Pflanzenstängel, Laubhaufen, Totholz oder Komposthaufen bieten wertvolle Winterquartiere.
  • Nisthilfen bereitstellen: Insektenhotels mit Bohrlöchern, Schilf oder Bambus helfen Solitärbienen beim Nisten und Überwintern.
  • Offene Bodenstellen erhalten: Viele Arten nisten im Boden – versiegelte Flächen verhindern das.
  • Frühblüher pflanzen: So finden die ersten Bienen im zeitigen Frühjahr Nahrung.
  • Hummel-freundliche Plätze schaffen: Nordwest-ausgerichtete, leicht feuchte und geschützte Standorte sind ideale Überwinterungsplätze für Hummelköniginnen.

Bienen Gesundheit

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