Nisthilfen – welche Aspekte sind zu beachten?
In Deutschland sind über 560 verschiedene Wildbienenarten heimisch, jedoch sind mehr als die Hälfte dieser Arten gefährdet und 30 der Arten sind wiederum vom Aussterben bedroht. Grund dafür ist die Nutzung von Pestiziden, welche sich negativ auf die Wildbienen auswirken.
Für die Entwicklung von Larven benötigen Wildbienen geeignete Plätze zum Nisten. Aufgrund der zunehmenden Versiegelung von Flächen finden die Bienen allerdings kaum noch Nistplätze. Mithilfe von Nisthilfen für Wildbienen kann dem entgegengewirkt werden.
Beim Kauf oder Bau von Nisthilfen sind jedoch einige Dinge bezüglich der Materialien und deren Verarbeitung zu beachten. Denn viele der im Handel erhältlichen Nisthilfen bringen aufgrund der Verwendung von ungeeigneten Materialien und der Bauweise nicht den gewünschten Nutzen. Teilweise können diese den Tieren sogar schaden.
Geeignetes Material
Vermeidung von durchsichtigen Röhrchen (meist aus Plexiglas):
Das Material dieser Röhrchen ist undurchlässig für sich ansammelnden Wasserdampf. Dadurch kann es zur Verpilzung des Larvenfutters und damit zum Sterben der Brut kommen. Aufgrund dessen stellen diese Röhrchen eine große Gefahr für die Wildbienen bzw. für den Nachwuchs der Bienen dar.
Vermeidung von frischem Holz:
Frisches, nicht abgelagertes Holz mit zu dicht gesetzten Bohrungen kann zur Bildung von Rissen führen, welche das Holz häufig unbewohnbar machen. Durch die Risse können Parasiten eindringen und die Nisthilfe oft unbewohnbar machen.
Vermeidung von Weidenruten-Lehmwänden:
Material wie „Weidenruten-Lehmwände“ zur Förderung grabender Bienenarten ist meist zu hart, daher sollte auch auf dieses verzichtet werden.
Bohrungen im Längsholz
Die Bohrungen für Löcher sollten im Längsholz vorgenommen werden, statt in das Hirnholz (erkennbar an den Jahresringen). So kann die Bildung von Rissen vermieden werden.
Verwendung von Strangfalzziegel:
Die Öffnungen von Loch- und Hohlziegeln sind für die Wildbienen zu groß. Weiterhin besitzen diese Ziegel keine verschlossene Rückseite. Deshalb sollten stattdessen Strangfalzziegel verwendet werden. Bei diesen besiedeln Bienen gerne die Löcher.
Vertikale Strukturen:
Eine horizontale Bündelung markhaltiger Stängel ist nicht nötig, da sie nicht den Lebensgewohnheiten der Bienen entspricht. Wildbienen orientieren sich stattdessen an frei-stehenden, mehr oder weniger vertikalen Strukturen in der Natur. Daher sollten insbesondere dürre Brombeerranken aufgestellt oder bspw. abgestorbene Königskerzenstängel stehen gelassen werden.
Bau und Platzierung von Nisthilfen
Leicht zu bauen sind Nisthilfen mit Bohrgängen für Wildbienen, die solitär und in Hohlräumen leben. Dafür sollte ausschließlich entrindetes Holz, idealerweise Esche, verwendet werden. Hierbei wird in das Längsholz gebohrt. Der Bohrlochdurchmesser sollte dabei zwischen zwei bis zehn Millimeter betragen. Bohrungen in das Hirnholz sollten nur vorgenommen werden, wenn das Holz gut abgelagert ist und es sich dabei um Laubholz handelt.
Zur Vermeidung von Rissen ist es empfehlenswert, einen Abstand von ein bis zwei Zentimetern zwischen den einzelnen Bohrlöchern zu lassen. Je größer die Löcher sind, desto größer sollte der Abstand zwischen diesen sein. Die Bohrtiefe entspricht grundsätzlich der Länge des Bohrers, es sollte jedoch beachtet werden, dass das Holz nicht durchbohrt wird. Beim Bohren der Löcher sollte der Bohrer so lange hin- und her bewegt werden, bis die Wände des Bohrlochs glatt sind, damit die Flügel der Tiere nicht verletzt werden. Abstehende Holzfasern am Eingang sollten durch Abschmirgeln entfernt werden. Das Bohrmehl kann durch das Ausklopfen der Löcher entfernt werden.
Die Platzierung der Nisthilfe sollte an einem sonnigen, regen- und windgeschützten Ort mit Futterpflanzen in der Umgebung erfolgen. Die Nisthilfe sollte damit nicht bodennah (Schatten durch Pflanzen) und auch nicht baumelnd (Wind) angebracht werden. In diesem Rahmen ist auch zu beachten, dass die Flugbahn der Bienen stets frei ist. Die Nisthilfe sollte dauerhaft über Jahre am gleichen Ort verbleiben (auch im Winter).
Schutz
Um unsere kleinen Helfer vor Fressfeinden wie Vögeln zu schützen, kann ein Drahtgeflecht oder ein Netz helfen. So kann bspw. ein gespanntes blaues Kunststoffnetz mit einer Maschenweite von drei mal drei Zentimetern im Abstand von 20 Zentimetern zur Nisthilfe beim Schutz unterstützen. Das Netz ermöglicht es, dass die Bienen ohne Probleme durchfliegen und Vögel ferngehalten werden können. Untersuchungen nach wird die Farbe Blau von den Vögeln besonders gut wahrgenommen und gemieden. Diese Netze stellen in der Regel keine Gefahr für Vögel dar. Feinfaserige, grüne Vogelschutznetze wären für die Wildbienen zu engmaschig und gefährden zusätzlich die Vögel.
Nisthilfen aus verschiedenen Materialien
Schilfhalme und Bambusabschnitte
Bambus und Schilf sind im Baumarkt erhältlich. Die Bambusrohre und Schilfhalme sollten einen Durchmesser von 3-10 Millimetern und eine Länge von circa 20 Zentimetern aufweisen. Der Schnitt sollte jeweils hinter dem Knoten der Bambusrohre vorgenommen werden. Die Rohrstücke können dann gebündelt bspw. in eine leere Konservendose gesteckt werden, wobei die offenen Enden ins Freie schauen. Selbstgebaute Nisthilfen aus Bambusrohren unterstützen insbesondere Arten, welche in hohlen Gängen ihre Brutkammern bauen. Die Weibchen platzieren hier je ein Ei sowie entsprechenden Pollenvorrat als Larvenfutter. Vom Ei bis zur schlüpfenden Biene dauert es bis zu einem Jahr. Aufgrund dessen sollten die platzierten Nisthilfen ungestört bleiben.
Nisthilfe aus Hartholz
Hierbei kann Holz von Eiche, Esche, Buche oder Obstgehölze verwendet werden. Die Löcher, die in das Holz gebohrt werden, sollten verschiedene Durchmesser von 2-10 Millimetern besitzen und zwischen 5 – 10 Millimeter tief sein. Die Löcher sollten in das Längsholz mit einem Abstand von 1-2 Zentimetern gebohrt werden.
Nisthilfe aus Lehm
Bei dieser Nisthilfe werden ein Holzrahmen, ein alter Blumenkasten oder eine alte Kiste mit Lehm gefüllt. Dieser wird beim Einfüllen festgestampft und muss dann trocknen, damit er später nicht reißt. In den Lehm können Löcher verschiedener Größe hineingestochen werden. Sobald der Lehm getrocknet ist, kann die Nisthilfe aufgehängt werden. Bei dieser Nisthilfe ist der Regenschutz wichtig. Damit der Lehm nicht wie Beton für die Bienen wirkt, sollte darauf geachtet werden, dass dieser nicht zu hart ist.
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