Weiselloses Bienenvolk – Ursachen, Anzeichen und Maßnahmen
Geht eine Bienenkönigin verloren oder stirbt sie, ist schnelles Handeln entscheidend, um das Bienenvolk zu erhalten. Denn ohne eine Bienenkönigin ist das Überleben eines Volkes nicht gesichert, da weder neue Arbeiterinnen noch eine Nachfolgerin für die Königin produziert werden kann.

Warum ist die Bienenkönigin plötzlich verschwunden?
Die Bienenkönigin kann aus verschiedenen Gründen fehlen:
- Die alte Königin verlässt den Stock zusammen mit einem Schwarm.
- Aufgrund von Altersschwäche oder Krankheiten kann die Königin sterben.
- Eine unzureichende Proteinversorgung oder Belastungen durch Insektizide können ebenso zum Verlust oder Tod der Bienenkönigin führen.
- Junge Königinnen können während des Hochzeitsflugs (Begattung) verloren gehen.
- Möglicherweise akzeptieren die Bienen die neue Königin nicht.
- Die Bienenkönigin wird versehentlich vom Imker zerquetscht oder nach der Schwärmerei nicht korrekt zugesetzt.
Wie kann man weisellose Bienenvölker erkennen?
- Fehlen Eier und Brut, weist dies eindeutig darauf hin, dass im Volk keine Königin vorhanden ist oder ihre Funktion eingeschränkt ist.
- Erfahrene Imker erkennen erste Hinweise bereits beim Öffnen der Beute, da die Bienen ein gesteigertes aggressives und nervöses Verhalten zeigen, verstärkt von den Waben auffliegen und ein lautes Brausen erzeugen.
- Wenn die Waben überwiegend buckelige Drohnenbrut enthalten, handelt es sich um ein drohnenbrütiges Volk ohne funktionsfähige Königin. In diesem Fall übernimmt eine Arbeiterin die Eiablage und legt ausschließlich unbefruchtete Eier, aus denen Drohnen schlüpfen. Typisch ist, dass mehrere Eier unsortiert in einer Zelle abgelegt werden. Solche Arbeiterinnen werden als Afterweisel oder Drohnenmütterchen bezeichnet.
Was ist zu tun, wenn die Bienenkönigin fehlt?
Zunächst sollte man Ruhe bewahren und prüfen ob bereits Anzeichen für eine neue Königin vorhanden sind, etwa frisch gelegte Eier oder neu gebaute Weiselzellen. Fehlt eine Königin vollständig, kann das Bienenvolk die Nachzucht einer neuen Königin selbst übernehmen, indem Eier und Larven im Stock belassen werden. Alternativ kann ein kleiner Ableger mit einer fremden Königin gebildet oder eine neue Königin bestellt und zugeführt werden.
Wie geht man mit weisellosen Völkern um?
| Im Frühling Wenn ein Bienenvolk keine Königin mehr besitzt, bleibt es in dieser Jahreszeit meist nur noch mit Winterbienen bestehen. In solchen Fällen ist es bei stabiler Gesundheit sinnvoll, das Volk mit einem weiselrichtigen Volk zu vereinen.
Das Einweiseln einer neuen Bienenkönigin wäre mit erheblichem Aufwand verbunden und ist weniger effizient, als den Verlust durch die Bildung neuer Jungvölker auszugleichen. Diese entwickeln sich insbesondere im Mai und Juni erfahrungsgemäß sehr schnell und zuverlässig; gleichzeitig erneuert sich dabei der gesamte Wabenbau. Bienenvölker, die insgesamt zu schwach sind, sollten endgültig aus der Imkerei entfernt werden.
Wichtig: Nach einem Schwarm ist es entscheidend zu prüfen, ob das zurückgebliebene Bienenvolk wieder eine begattete Königin besitzt. Da die Begattung stark von den Witterungsbedingungen abhängt und nicht vorhersehbar ist, sollte die Kontrolle auf Weiselrichtigkeit frühestens 21 Tage nach dem Schwärmen erfolgen. Ebenso ist sicherzustellen, dass auch in einlogierten Schwärmen eine Eilage vorhanden ist. Damit wird gewährleistet, dass sich beide Völker stabil weiterentwickeln können.
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| Im Sommer Bei gesunden und kräftigen weisellosen Völkern kann zur Aufzucht einer neuen Königin eine Stoffwabe mit junger, offener Brut aus einem gesunden Volk zugeführt werden. Etwa drei bis vier Wochen nach der Zugabe sollte das Volk erneut auf Weiselrichtigkeit überprüft werden.
Kleine, gesunde weisellose Völker können vorübergehend Futter aufnehmen, beispielsweise durch leichten Rauch, um die Bienen anschließend abzuwischen. Dies erleichtert die Eingliederung bei Nachbarvölkern. Das direkte Zusetzen einer Königin im Sommer ist wegen fehlender Akzeptanz durch das Volk nur selten erfolgreich.
Schwache Völker sollten dagegen aufgelöst werden.
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| Im Herbst Bevor eine junge Königin einem starken weisellosen Volk zugeführt wird, sollte zunächst mittels Weiselprobe festgestellt werden, ob das Volk tatsächlich keine Königin hat. Nach einer Behandlung mit Ameisensäure oder im Spätherbst kann es vorkommen, dass die Königin vorübergehend nicht legt oder dass das Volk die Bruttätigkeit bereits eingestellt hat.
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| Im Winter Tritt in einem Volk ausschließlich Drohnenbrut auf, handelt es sich um ein buckelbrütiges Volk, in dem die Eier von Arbeiterinnen oder in Ausnahmefällen von einer unbegatteten Königin gelegt werden. Solche Völker besitzen keine langfristige Überlebenschance.
Gesunde buckelbrütige Völker lassen sich durch Abwischen auflösen; schwächere Völker sollten abgeschwefelt werden. Damit sich die Bienen leichter bei Nachbarvölkern einfügen, sollte das Volk vor dem Abwischen Futter aufnehmen. Eine Kontrolle auf unbegattete Königinnen verhindert zudem die Bildung von Trauben durch die abgewischten Bienen.
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Wie funktioniert eine Weiselprobe in der Imkerei?
- Für eine Weiselprobe wird ein zweites Volk benötigt.
- Aus diesem Volk wird eine Brutwabe mit Eiern und jüngster Brut entnommen.
- Die Brutwabe wird in den Brutraum des zu überprüfenden Volkes gehängt.
- Die Beute wird wieder verschlossen und das Volk vier Tage ungestört gelassen.
- Nach vier Tagen wird die Wabe entnommen und auf Weiselzellen kontrolliert.
- Werden viele Nachschaffungszellen aus der jungen Brut gebildet, ist die Weiselprobe positiv.
- Eine positive Weiselprobe zeigt, dass im Volk keine Königin vorhanden ist.
Die Weiselprobe geht negativ aus:
- Bildet das Volk innerhalb von vier Tagen keine Weiselzelle, ist eine Königin vorhanden.
- Anhand der Weiselzellen lässt sich nicht unterscheiden, ob es sich um eine begattete, unbegattete, kranke Königin oder eine Afterweisel handelt.
Der Imker sollte die Entwicklung des Volkes weiterhin beobachten.
Eine weitere Methode zur Lokalisierung der Königin ist das “Sieben“ des Volkes mittels Absperrgitter:
- Alle Bienen vor der Beute abfegen.
- Das Flugloch mit einem Absperrgitter einengen.
- Die Königin kann am Flugloch eingesammelt werden.
Fazit: Weisellose Völker besitzen ohne Intervention keine langfristige Überlebenschance. Um die Situation zu klären, sollten Imker das Volk auf Weiselrichtigkeit prüfen, etwa mittels Weiselprobe. Je nach Stärke und Gesundheit des Volkes können Maßnahmen wie das Zusetzen einer jungen Königin, die Vereinigung mit einem weiselrichtigen Volk oder das Abwischen/Abschwefeln erfolgen. Eine kontinuierliche Beobachtung ist entscheidend, um die weitere Entwicklung des Volkes zu steuern.

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